Wieder enttäuschte der Nachtbus dadurch, dass die Ankunftszeit von 6 Uhr morgens deutlich unterschritten wurde. So fand ich mich gegen vier Uhr morgens auf einem Busterminal wieder, welches glücklicherweise nicht so weit entfernt vom District 1 lag. So zog ich es auch vor, zu meiner gebuchten Unterkunft zu laufen, anstatt mit dem Taxi hin zu fahren.
Wieder fiel mir auf, wie belebt die Stadt um diese Zeit schon ist. Aus einer noch verschlafenen Gasse biegt man in eine zweite Gasse ein, in der man unvermittelt lebhaftes Treiben beobachten kann. Viele Menschen gingen ihrer morgensportlichen Betätigung nach, und wenn diese nur darin besteht, den Bürgersteig auf und ab zu laufen.
Am nächsten Tag, als auch Carola in Ho Chi Minh City eingetroffen ist, machten wir uns auf den Weg, den Tempel der Cao Dai zu suchen, den Carola unbedingt noch sehen wollte. Leider lag der Tempel weiter entfernt, als angenommen. Nachdem wir mit dem Moped den ca. 40km langen Weg zu den Cu-Chi-Tunneln zurückgelegt hatten, wären es weitere 60km gewesen, um den Tempel zu erreichen. Somit musste Carola leider einsehen, dass ihr Wunsch unerfüllt bleibt und ich besichtigte wenigstens noch die Cu-Chi-Tunnel.
Auf dem Rückweg machten wir einen Abstecher auf den local market in Chinatown. Gerüchten zufolge gibt es hier alles, was man auch auf dem touristischen Benh Tanh Markt kaufen kann, nur günstiger. Leider waren wir beide völlig überfordert von der Situation und der kräftezehrenden Fahrt, so dass unsere Shoppingtour wenig Begeisterung in uns hervor rief. Wir besorgten die Dinge, die wir unbedingt mitbringen wollten und beeilten uns, wieder in die vertraute Gegend zu kommen.
Abends lernten wir beim Saigon-Abschiedsbier eine Finnin kennen, die ein ganzes Jahr durch die Welt reist. Sie hat ihren Job geschmissen und ist bereits seit elf Monaten unterwegs. Sie konnte uns noch einige interessante Stories erzählen.
Am nächsten Morgen fühlte ich schon, dass irgendwas anders war. Ich fühlte mich schlapp und keinesfalls gesund, und so sollte es dann auch bleiben. Es war unser Abreisetag, nur, dass Carola nach Deutschland zurück flog, während ich nach Phu Quoc auf die Insel flog. In Phu Quoc angekommen staunte ich darüber, was hier in den drei Monaten seit meinem letzten Besuch alles passiert ist: neue Restaurants, Bars, Guesthouses, neue Baustellen. Überall wird Wald abgeholzt, um Baulaund zu schaffen. Einerseits ist es beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit hier vorangetrieben wird, andererseits aber auch erschreckend, wie rücksichtslos in die Natur eingegriffen wird.
Meine erste Nacht auf Phu Quoc verbrachte ich unter Fieber, was sich bei den hohen Außentemparaturen relativ angenehm anfühlte. Meine Freunde sorgten sich jedoch um mich und gaben mir Medikamente, hauptsächlich Paracetamol, um mein Fieber zu senken und den Erkältungssymptomen entgegen zu wirken. Ich fühlte mich außerstande, mich selbst zu versorgen, und so war ich höchst dankbar, als man sich so rührend um mich kümmerte, so dass ich lediglich in meiner Hängematte liegen musste.
So vergingen die fünf Tage relativ ereignislos für mich. Nach dem Aufstehen schleppte ich mich in meine Hängematte, las in meinem Buch, plauderte mit den anderen Gästen, die so nach und nach erwachten und sich strandfertig machten, machte ein Nickerchen und schleppte mich ab und zu ins nahegelegene Restaurant zum Mittagessen. Meine Abende endeten selten nach neun Uhr, alles in allem tat ich mein Bestes, um meine Erkältung loszuwerden.
So ganz gelang es mir nicht. Am 31. März war es allerdings unausweichlich, es war der Tag meiner Heimreise.
Zum ersten Mal wurde es mir richtig bewusst, dass meine dreimonatige Reise am Ende angelangt ist. In wenigen Stunden würde ich wieder zu Hause auf meiner Couch sitzen, meine Freunde wiedersehen, meiner Arbeit nachgehen.
Nach dem ich die strapaziösen Flüge hinter mich gebracht habe und wohlbehalten, zwar ohne Gepäck, in Frankfurt angekommen bin, holte mich auch gleich die Kälte und das graue Wetter ein. Jetzt scheint es mir dumm, dass ich vor einigen Stunden noch vorgab, dass mir der Regen fehlt. Und genau so komisch ist es jetzt zu sagen, dass mir das ständige Hupen fehlt.
Aber so ist es.